Pressemitteilung

Christdemokraten auf den Spuren Bismarcks

von Albert Rathjen

 

Külz/Bremervörde. Auf dem ehemaligen Bismarck-Gut Külz, heute Kulice, in der Nähe von Naugard, heute Nowogard, etwa 65 km nordöstlich von Stettin, hat eine Delegation des CDU-Gemeindeverbandes Bremervörde kürzlich eine Klausurtagung durchgeführt. Im Gutshaus ist heute eine Europäische Akademie untergebracht, die vor allem als Lehr- und Tagungsstätte für Polen und Deutsche dient. 

Bernhard von Bismarck, der ältere Bruder von Otto von Bismarck, hat das Gut Külz von seinem Vater geerbt. Philipp von Bismarck, Jahrgang 1913, ein Nachkomme von Bernhard von Bismarck, hatte Külz seit Flucht und Vertreibung nicht gesehen. Das Gutshaus war nach 1945 vom „Landwirtschaftskombinat Kulice“ bis 1990 genutzt worden, dann verkam und verfiel es. Im Jahr 1991 hörte Philipp von Bismarck durch polnische Freunde davon und setzte sich mit dem Denkmalschutzamt Stettin in Verbindung. Aus dem Kontakt wurde eine oft schwierige, insgesamt glückliche Beziehung. Denn zunächst dachten polnische Stellen, die Bismarcks zielten auf Rückgabe zu persönlichen Zwecken, was die Staatsräson verbot. Dann erfuhren sie, dass der Erbe von Külz, der lange Jahre als Abgeordneter im Bundestag und im Europäischen Parlament saß, eine Begegnungsstätte vor allem für junge Polen und Deutsche im Sinn hatte. 

Früchte der Wende

Das Gutshaus in Külz wurde restauriert; es halfen die „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“ und das Bundesministerium des Innern. Es entstanden Schlafräume für sechzig Tagungsteilnehmer, dazu zwei große Hörsäle und ein großer Wintergarten. In Absprache mit der Agentur für den landwirtschaftlichen Staatsbesitz in Polen wurden zwei Rechtspersonen, die polnische Stiftung „Fundatia Europea Pomerania“ und die deutsche „Stiftung Külz-Kulice“, gebildet und 1993 in die zuständigen Register eingetragen. Beide Einrichtungen verpflichteten sich in ihren Satzungen zum Aufbau und dauerhaften Betrieb der Tagungsstätte in Külz. Inzwischen ist die „Fundatia Europea Pomerania“ einzige Trägerin der Akademie. Das Gutshaus gehört inzwischen der Universität Stettin, die es auch für wissenschaftliche Tagungen nutzt.

Der Lehr- und Tagungsstätte Külz-Kulice ist die Aufgabe gestellt, „Polen und Deutsche darin zu unterstützen, den historisch gebotenen Weg in eine den Frieden und das Wohl Europas sichernde Union gemeinsam zu gehen“. Es soll in diesem Hause auch daran gearbeitet werden, in Polen die erstrebten demokratischen Strukturen aufzubauen. Ebenso will die Tagungsstätte dazu beitragen, dass Polen und Deutsche die aus Erfahrungen der Vergangenheit erwachsenen Vorurteile gegeneinander auf dem Boden der Wahrheit erkennen, überwinden und dauerhafte, friedenssichernde Verbindungen schaffen.

Ort der Stille

Külz ist nicht laut. Das Gutshaus lädt mit seinen alten Eichen zum Verweilen ein. Spaziergänge mögen die schöne Landschaft erschließen. Aber Kneipen fehlen, ebenso Fernsehgeräte und Telefone in den Gästezimmern. Die meisten Tagungsteilnehmer bleiben drei bis sechs Tage. Und in dieser Zeit lenkt wenig vom „Zweck der Külzer Übungen“ ab, nämlich miteinander reden und einander zuhören.

Die Bismarcks verstecken die Geschichte von Külz nicht. Fotos und andere Dokumente informieren über das, was früher war. Das Haus wurde immerhin schon 1730 vom Urgroßvater des späteren Kanzlers Otto von Bismarck errichtet. Die Liste der Külzer Tagungen und Konferenzen ist farbig. Da diskutierten Schüler des Neusser Quirinus-Gymnasiums mit polnischen Schülern aus Nowogard „deutsche Geschichte im Osten Europas“. Von Külz aus erforschten junge Deutsche und Polen die Kultur Pommerns. Kommunalpolitiker beider Länder sind bemüht, das Gut Külz für Gespräche zu nutzen. Und in diesem Jahr hat der CDU-Gemeindeverband Bremervörde in Külz eine Klausurtagung durchgeführt. Es wird nicht die letzte Tagung der Bremervörder CDU im Külzer Gutshaus sein.

 

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